Balkan-Power und toter Hahn

Von wegen Musik ohne Grenzen, echten Zugang findet man halt doch nur, wenn die Sprachkluft uberbruckt wird: Bei Walter Mossmanns intensivem Lemberg Abend in der Katharinenrulne mit der jungen Band Mertwyi Piweni (Der tote Hahn) war die Ubersetzung als Schlussel zum Lebensgefuhl unentbehrlich.

"Wir sterben nicht in Paris" singt die Kultgruppe der ukrainischen Studenten, "wir sterben im provinziellen Bett!" Die Autbruchslust schlagt in Wut und Trausr um, nur der "Phantomschmerz von Flugeln" bliebt. Musikalisch ist das Septett, das auch sienen Hauspoeten Jurkif Andruchowytsch mitbbrachte das nicht so welt von westlichem Alternativ-Rock entfernt - und doch ganz anders in der hemmungslosen Hingabe ans grosse Gefuhl. Eine Ausnahmerscheinung im Osteuropa-Block das Bardentreffens, der vor allem Folklore-Luste befriedigte.

Auf der Insel Schutt sprengten die ungarischen Tanzboden-Konige Zengo mit Dudelsack und durchdringenden Frauenstimmen die gangigen Csardas-Klischees, im Burggraben heiztre Ferus Mustafov ein: Sein Spiellimit liegt bef funf Tagen, da kann ein Zwei-Stunden-Programm hochstens ein Vorgeschmack sein. Dennoch fackelte der 43 jahrige Roma aus Skopje nicht lange und brachte seine Zigeunerfest-Musik sofort auf den Siedepunkt. Die mutierten Oberkrainer-rasen mit galoppierenden Rhythmen auf der Dehnungafuge zwwischen Okzidant und Orient entiang - eine herrliche Hollenfahrt, bel der sich der Balkan biegt.